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Arabische Literatur in der ch Reihe

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«Nacht in Damaskus» ist der erste Roman des syrischen Autors Shukri Al Rayyan und zugleich das erste Buch der ch Reihe, das in einer anderen als den Landessprachen geschrieben wurde.

Shukri Al Rayyan lebt nun in der Schweiz. ©Ayse Yavas

Shukri Al Rayyan floh 2014 mit seiner Familie vor dem Assad-Regime aus Syrien in die Schweiz. Im Gepäck hatte er den Entwurf zu einem Buch, an dem er seit dem Ausbruch der syrischen Revolution im Jahr 2011 arbeitete – und der in der Originalsprache nie erschienen ist. Dank der Verlegerin Judith Kaufmann gibt es den Roman «Nacht in Damaskus» jetzt auf Deutsch zu lesen, in der grandiosen Übersetzung von Kerstin Wilsch. Letztere hat es verstanden, arabische Stilwendungen einerseits beizubehalten und andererseits in ein elegantes und sprachlich präzises Deutsch zu übertragen. 

Die Geschichte führt uns in die Realität des heutigen Damaskus. Im Vordergrund des lebhaften Romans steht ein Diebstahl und seine weitreichenden Folgen. Im Verlauf der Erzählung werden immer neue Schlaglichter auf das Leben im »Assad-Königreich der Angst«, die Strategien eines korrupten und gnadenlosen Systems und die ersten Monate der Revolution geworfen. 

Der Roman ist im Juni beim Luzerner Verlag edition bücherlese erschienen. Mit dieser ersten Übersetzung aus einer anderen als den Landessprachen möchte die ch Reihe die gesellschaftliche Realität in der Schweiz abbilden: eine die bereichert und geprägt wird durch Menschen, die aus anderen Kulturen zu uns kommen.

Drei Fragen an die Verlegerin

Judith Kaufmann, Shukri Al Rayyans Buch «Nacht in Damaskus» ist in seiner Originalsprache nie erschienen. Welche Herausforderungen sind damit verbunden, ein Buch direkt ab Manuskript zu übersetzen?

Normalerweise wird ein Buch übersetzt und dann in der übersetzten Sprache noch lektoriert, an der Struktur des Romans darf aber nichts mehr verändert werden. Diese Arbeit muss bei der Herausgabe in der Originalsprache passieren. 

Bei dieser Übersetzung ab Manuskript wurde noch gar nichts lektoriert, es handelte sich um den arabischen Rohtext. Das war eine grosse Herausforderung, erschwerend war sicher auch, dass es sich um zwei grundsätzlich verschiedene Kulturen handelt. Für Übersetzerin und Lektorin war es ein Zaunritt, einerseits die orientalische Erzählweise zu respektieren und andererseits den Text für westliche Leserinnen und Leser verständlich erscheinen zu lassen. Diese ganze Arbeit musste ständig im Dreieck zwischen Autor, Übersetzerin und Lektorin passieren – in drei Sprachen: Arabisch, Englisch und Deutsch.

Was hat Sie dazu bewogen, den Roman in Ihr Verlagsprogramm aufzunehmen?

Grundsätzlich finde ich es ein sehr sinnvolles und unterstützungswürdiges Ziel des Vereins «Weiter Schreiben Schweiz», in der Schweiz niedergelassenen Asylautorinnen und -autoren eine Chance zu geben, hier ihre Bücher publizieren zu können, weil das in ihrer alten Heimat nicht mehr möglich ist. 

Welches ist für Sie die Schlüsselstelle im Buch – worauf können die Leserinnen und Leser gespannt sein?

Diese Frage zu beantworten ist gar nicht so einfach, es würde dem Buch nicht gerecht, auf einen einzelnen Aspekt oder eine einzelne Stelle zu fokussieren. Der Roman ist vielschichtig und aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. 

In der Geschichte des Taschendiebstahls findet sich in Kapitel vierzehn aber sicher eine Überraschung und eine Wende. 

Die Leserinnen und Leser dürfen auf einen subtilen Roman gespannt sein, der mit grosser Fabulierlust geschrieben wurde – und gleichzeitig erfahren sie viel über das politische System in Syrien. 

 

Al Rayyan, Shukri:  Nacht in Damaskus 
Übersetzung Kerstin Wilsch
Luzern, Edition Bücherlese, 2024
ISBN 978-3-906907-91-8, 200 p., CHF. 28.00
(ﻟﯾــــل دﻣﺷــــﻖ [laylu dimashq]) 

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