Ein Haus, ein Buch, eine Übersetzung
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Das Priorhaus in Romainmôtier (VD) stammt aus dem 13. Jahrhundert. Als die Schriftstellerin und Journalistin Katharina von Arx (1928-2013) und ihr Mann Freddy Drilhon das Anwesen 1960 kauften, war es eine Ruine. Jahrzehntelang steckte Katharina von Arx ihre Energie in die Renovation des Hauses und machte es zu einem Ort der Gastfreundschaft, des Rückzugs, aber auch zu einem Kulturzentrum. Ihre Beziehung mit Freddy Drilhon ging darüber in die Brüche.
Diese Geschichte erzählt Wilfried Meichtry in seiner Doppelbiografie Die Welt ist verkehrt, nicht wir! (Nagel & Kimche, 2015), die von Camille Logoz unter dem Titel Jusqu'au bout des rêves (Cabédita, 2020) ins Französische übersetzt wurde. Der Autor hat Katharina von Arx in ihren letzten Lebensjahren begleitet. Das Buch und der Film Bis ans Ende der Träume sind erst nach dem unerwarteten Tod der Katharina von Arx erschienen. "Für sie war das Haus auch wie eine Reise. Oft sagte sie 'Dieses Haus gehört mir nicht' und liess deshalb die Tür stets unverschlossen", erzählt Wilfried Meichtry und ergänzt: "Katharina liebte das Priorhaus, weil sie da 'einen Satz zu Ende denken' konnte".
Der Geist des Ortes
Katja Fries und Barbara Renaud, Lehrerinnen am Gymnasium Morges, haben mit ihren Klassen das Buch im Deutschunterrichts behandelt. Die ch Reihe an den Schulen brachte sie mit dem Autor und der Übersetzerin in Kontakt. So entstand die Idee, das Treffen in Romainmôtier abzuhalten. An dem Ort, nur wenige Kilometer von Morges gelegen, dessen Mauern die Geschichte von Katharina von Arx erzählen.
Die Jugendlichen zeigten sich interessiert am Leben dieser aussergewöhnlichen Frau und der Entstehung von Buch und Film, stellten aber auch Fragen an die Übersetzerin: "Wie entscheiden Sie, ob Sie den Sinn oder die Authentizität eines Textes wiedergeben?" Worauf Camille Logoz mit einer Metapher antwortete: "Die Übersetzung ist wie eine Suppe. Man gibt alle Zutaten hinein, aber nicht unbedingt in der gleichen Reihenfolge oder in der gleichen Menge".
Nach einer Besichtigung der Räumlichkeiten gingen die Schülerinnen und Schüler von Eindrücken erfüllt nach Hause. Übung gelungen.
Die ch Reihe an den Schulen
Die ch Reihe organisiert seit über zwanzig Jahren Tandemlesungen von Autor/innen und Übersetzer/innen an Schulen der Sekundarstufe II (Gymnasien und Berufsmittelschulen). Damit möchte sie das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler schärfen für das, was zwischen den Sprachen geschieht, und sie für den Sprach- und Kulturaustausch sensibilisieren, der mit der Arbeit des Übersetzens einhergeht. Zudem soll die Lust am Lesen geweckt und die Möglichkeit geboten werden, den Beruf der Literaturübersetzer/in näher kennenzulernen.
Seit einiger Zeit werden auch Bücher angeboten, die nicht in der ch Reihe erschienen sind, aber immer mit dem Ziel, die Schweizer Literatur in Übersetzung in den Fokus zu rücken.
Die ch Reihe an den Schulen wird ermöglicht durch die Oertli-Stiftung und das Bundesamt für Kultur.