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Das Gesicht des Föderalismus von morgen

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Sie sind zwischen 25 und 32 Jahre alt und kommen aus allen Ecken der Schweiz: dem Tessin, Schaffhausen, dem Kanton Freiburg, usw. Zusammen bilden sie das Team von easyvote. Das Projekt des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente DSJ hat zum Ziel, Politik für 18- bis 25-Jährige zugänglicher zu machen. Dafür wurde es mit dem Föderalismuspreis 2021 ausgezeichnet.

Philipp Schori von der ch Stiftung, Regierungsrat und ch Stiftung Präsident Pascal Broulis, und Alice Zollinger von easyvote stellen sich vor.

Wie öffnet man das Stimmcouvert richtig? Damit fängt es schon an. Dann ist das Abstimmungsbüchlein zu studieren. Nicht ganz einfach, wenn man sich die Behördensprache nicht gewohnt ist. Und schliesslich muss man sich in Finanz-, Umwelt- oder Gesundheitsfragen eine Meinung bilden, auch wenn man sich in keinem der Bereiche so richtig gut auskennt.

Die schweizerische Politik ist nicht immer leicht zu verstehen, sei es auf Ebene Gemeinde, Kanton oder Bund. Das kann vom Gang an die Urne abhalten und zeigt sich in der Stimmbeteiligung, die selten über 50 Prozent klettert. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 ist diese noch tiefer und schwankt abhängig vom Thema. Klima- oder Militärvorlagen bewegen beispielsweise mehr junge Bürgerinnen und Bürger zur Abstimmung als Finanzfragen.

Zu einem grossen Projekt geworden

Die Problematik ist nicht neu. Bereits 2003 befasste sich das Jugendparlament Köniz mit der Frage und rief easyvote ins Leben. Sehr bald interessierten sich auch andere Jugendparlamente im Kanton Bern für das Projekt, das so weiter an Fahrt gewann. 2012 übernahm der Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) das Zepter. Die Entwicklung setzte sich in raschem Tempo fort. Heute wird easyvote in 14 Kantonen und 536 Gemeinden in vier Sprachen eingesetzt und erreicht, unterstützt von 170 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, über 142'000 junge Erwachsene.

Visuelle Instrumente

easyvote informiert einfach und verständlich über Abstimmungsvorlagen und nutzt dazu Instrumente, die junge Erwachsene ansprechen. Kurze, dynamische Erklärvideos, Infografiken, eine Smartphone-App. «Dank der Zusammenarbeit mit den Kantonen, die uns finanziell unterstützen, können wir kantonale Broschüren erstellen. So können wir Gemeinden dazu motivieren, in unserem Projekt mitzumachen. Sie spielen eine wesentliche Rolle: Denn sie entscheiden, die Meinungsbildung der jungen Erwachsenen zu unterstützen, wenn sie easyvote abonnieren», sagt Alice Zollinger, Mitarbeiterin Kundenberatung (A.d.R.: Kantone und Gemeinden). Für die Abstimmung vom 13. Juni 2021 beispielsweise habe das Team Texte zu 21 Vorlagen auf kantonaler und eidgenössischer Ebene verfasst.

«Wir versuchen, Hindernisse beim Abstimmen abzubauen. Dazu ermitteln wir die Bedürfnisse der jungen Erwachsenen und begegnen ihnen dort, wo sie sind. Mit unseren Broschüren an ihrem Esstisch bis zu den sozialen Netzwerken», so Alice Zollinger weiter. «Jedes Jahr untersuchen wir zusammen mit gfs.bern das Interesse und die politische Partizipation der jungen Erwachsenen – in welcher Form auch immer.»

Ein junges, hochmotiviertes Team

Entsprechend dem Zielpublikum ist auch das Team von easyvote jung und vielfältig. Neben ihrer Tätigkeit für easyvote gehen die 25- bis 32-Jährigen einem Teilzeitjob nach oder schliessen ihr Studium ab. So auch unsere Gesprächspartnerin, die aktuell ihren Master in Public Administration absolviert. Zudem ist das Team mehrsprachig. Man komme aus allen Ecken der Schweiz und verständige sich, so Alice Zollinger, wie es gerade kommt: auf Deutsch, Französisch oder Italienisch. Gelebter Föderalismus also.

easyvote geniesse einen ausgezeichneten Ruf. Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien heute in der öffentlichen Verwaltung, in Grossunternehmen wie der SRG oder in NGOs tätig: «Der DSJ ist ein Karrieresprungbrett.» Trotz der Begeisterung für die Schweizer Politik ist von den derzeit zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern niemand Mitglied einer Partei. Die Arbeit für easyvote führe auch nicht zwangsläufig zu einer politischen Laufbahn.

Hingegen kennen sie sich mit dem Föderalismus aus und wissen dies zu nutzen. «Die Vitalität des Schweizer Föderalismus zeigt sich in den vielfältigen Möglichkeiten der Bürgerpartizipation. Für seine Zukunft ist es deshalb entscheidend, dass die Jungen auf allen Ebenen am politischen Prozess mitwirken und sich Gehör verschaffen. Der DSJ und easyvote leisten einen wichtigen Beitrag für die Schweizer Politik und für den Föderalismus», betont Alice Zollinger.

Föderalismus von und für junge Erwachsene

Der Föderalismus ist nicht nur Sache der Politikerinnen und Politiker in Bern und in den Kantonen. Er betrifft auch und ganz besonders die jungen Erwachsenen. Aus diesem Grund habe sich der DSJ mit dem Projekt easyvote um den Föderalismuspreis beworben. Zudem gehöre die Mehrsprachigkeit zur DNA von easyvote.

Am 28. Mai 2021 wurde der Preis an der von Basel-Stadt organisierten und virtuell ausgetragenen Nationalen Föderalismuskonferenz verliehen. Die Trophäe wurde von Bildschirm zu Bildschirm überreicht. «Wir freuen uns riesig über diesen Preis. Er ist eine grosse Anerkennung für unsere Arbeit und motiviert uns, unser Ziel weiterzuverfolgen: Immer mehr Junge an die Urne zu bringen und die politische Bildung der künftigen Generation zu verbessern.»

Das Projekt erhält ein Preisgeld von 10'000 Franken. «Damit können wir unsere Tätigkeiten ausbauen. Zum Beispiel unser Unterrichts-Tool easyvote-school, das kostenlos ist und für das wir ständig nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen.»

Föderalismuspreis reloaded

Die Ausgabe 2021 war in verschiedener Hinsicht eine Premiere. Neu nehmen auch Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft Einsitz in die Jury. So besteht diese nun aus der Journalistin Gülsha Adilji, Tania Ogay, Professorin am Departement für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Freiburg, Marco Solari, Präsident des Locarno Film Festivals, sowie Staatsrat Pascal Broulis (VD) und Regierungsrat Christian Rathgeb (GR) – den Präsidenten der ch Stiftung und der KdK – sowie der Staatskanzlerin des Kantons Freiburg, Danielle Gagnaux-Morel.

Der Preis ist mit 10'000 Franken dotiert und wird in einem offenen Bewerbungsverfahren vergeben. Mit fast 50 eingegangenen Bewerbungen ist die Ausgabe 2021 auf grosse Resonanz gestossen. Die Jury beurteilte Kriterien wie Kommunikation, Innovation, Partizipation, Tradition oder Kohäsion. easyvote überzeugte die Jury mit seinem Engagement für junge Erwachsene und der Mehrsprachigkeit des Projekts.

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